Dachsanierung Schlosskirche

Architekt Matthias Dichtl berichtet über den Stand der Baumaßnahme

 

Nachdem im Jahr 2017 massive Schäden am Dachgebälk der Schlosskirche festgestellt wurden, sind viele Voruntersuchungen durchgeführt, statische Berechnungen angestellt worden. Ausführungsplanung und Ausschreibung sind erfolgt. Mit der Submission im Frühjahr 2022 konnten die Aufträge für den ersten Bauabschnitt vergeben werden. Offizieller Baubeginn war der 01.09.2022. Die Fertigstellung der Baumaßnahme ist für Mitte des Jahres 2023 geplant.

Seit September 2022 wird also hinter den Kulissen des Baugerüstes gearbeitet. Das komplette Kirchenschiff wurde mit einem massiven, breiten Gerüst versehen, das den einzelnen Gewerken nicht nur das Begehen des Gebäudes, sondern auch das Arbeiten auf den einzelnen Ebenen ermöglicht. So haben wir Arbeitsbereiche und Arbeitsbühnen verbaut auf denen die Steinmetze Ihre Steine behauen können und die Zimmerleute Ihre Balken abbinden können. Für die aufwändigen Arbeiten ist wichtig, direkt vor Ort Maschinen und Material einsetzen zu können.

Die Zimmerer- und Dachdeckerarbeiten beginnen auf der Nordseite des Kirchenschiffes. Hier wurde eine große Fläche des Daches abgedeckt und mit Folien provisorisch vor Regen geschützt. Nach der Entlastung des Dachgebälks wurde dieses durch Austausch verschiedener Balken, durch Zapfenverbindungen, Überplattungen und Verbindungen mit Holznägeln denkmalgerecht saniert. Die statische Abnahme der Zimmererarbeiten über dem nördlichen Seitenschiff ist erfolgt und die Stabilität der einzelnen Sparren, Pfetten und Binderstreben ist wieder hergestellt. Die speziell angefertigten Biberschwanzziegel mit Handstrich und Korbbogenschnitt stehen bereits zum Einbau bereit. Die Eindeckung des Norddaches wird noch im Jahr 2022 erfolgen.

Mit den Arbeiten am Nordschiff wurde zwischenzeitlich auch das Dach über dem Glockenstuhl im Turm erneuert. Das Gebälk des kleinen Daches war so marode, dass es komplett ausgetauscht werden musste. Hier bilden bereits neue Balken, Schalung und Abdichtung einen neuen Regenschutz. Die Schwierigkeit bei diesem Teil der Baumaßnahme war der Materialtransport und die Zugänglichkeit. Die Abbruchmaterialien sowie die neuen Balken wurden mit einem großen Autokran auf die Ebene über den Glocken transportiert. Der Zugang für die Zimmerleute erfolgte über Leitern durch den Glockenstuhl auf den Turm der Schlosskirche.

Parallel zu den Zimmerer- und Dachdeckerarbeiten auf der Nordseite sind auf der Südseite bereits die Steinmetzarbeiten in vollem Gange. Die Fassade wurde gereinigt. Viele beschädigte Steine sind bereits ausgestemmt und für Vierungen vorbereitet. Die stark geschädigten Kapitelle der Lisenen werden komplett abgenommen und nachgebildet. Sobald die Ersatzsteine in der Werkstatt gefertigt sind, werden diese im nächsten Jahr eingebaut und die Fugen wieder steinmetztechnisch verschlossen, so dass die Fassade wieder vollständig hergestellt ist.

Um die Fenster in der Kirche vor Beschädigungen zu schützen, wird von außen ein Sicherheitsglas an den Fenstern angebracht. Die schmutzigen dunklen Kunststoffplatten und die Stahlgitter wurden entfernt. Jetzt wird die Bleiverglasung ausgebaut und restauriert. Für die Form und für die Optik der neuen Schutzverglasung auf der Außenseite der Fenstern werden Abdrücke von den bestehenden Bleiverglasungen genommen und in die neuen Sicherheitsscheiben eingepresst, so dass die neuen Glasscheiben auch die gleiche Optik hatten. Mit dem Wiedereinbau der neuen ESG-Scheiben und der historischen, bunten Bleiverglasung von innen erstrahlt der Kirchenraum wieder in hellem Licht.

Im Moment liegen die Arbeiten voll im Zeitplan und wir gehen davon aus, dass die Baumaßnahme weiterhin gut vorangeht.

Bad Dürkheim, 09.12.2022